Fastnacht - Spaß mit Sicherheit

Schutz bei Veranstaltungen ist eine Herausforderung

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Rosenmontagszug (Archivbild) - Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Fastnacht ist nicht nur Helau und Konfetti, sondern ein Stück weit auch Obacht. Von Mainz bis Koblenz werden vielerorts zwischen Altweiber und Aschermittwoch Menschenmassen unterwegs sein.

Nach den Anschlägen der vergangenen Monate bringt das für Sicherheitsbehörden Herausforderungen mit sich. Wie werden Zügen und Narren geschützt und was sollten diese beachten?

Wie schätzt das Ministerium die Lage ein?

Es liegen derzeit keine Erkenntnisse vor, die auf eine konkrete Gefährdung der Veranstaltungen während der diesjährigen Fastnachtskampagne hindeuten, teilte das Innenministerium in Mainz mit. "Dennoch ergibt sich aus der aktuellen Sicherheitslage, insbesondere im Kontext des Nahostkonflikts und des Krieges in der Ukraine, eine erhöhte abstrakte Gefährdung." Von Altweiberdonnerstag bis Fastnachtsdienstag werden mehr als 5.000 Polizeikräfte eingesetzt.

So stellt sich die Polizei für die närrische Zeit auf

"Um Besucherinnen und Besuchern ein unbeschwertes Feiern zu ermöglichen, wird die Polizei niedrigschwellig kontrollieren", kündigt Rinaldo Roberto, Sprecher des Polizeipräsidiums Mainz, an. Es müsse auch mit anlasslosen Kontrollen gerechnet werden, gerade auch mit Blick auf Messerverbote.

Die Erkenntnisse aus den Anschlägen der vergangenen Monate hätten zu einer Feinjustierung der ohnehin schon hohen Sicherheitsmaßnahmen geführt. Einzelheiten verrät die Polizei nicht. Die Stadt Mainz wird unter anderem noch mehr mobile Sperren einrichten als zuletzt. Außerdem wird an Altweiber und an Rosenmontag in bestimmten Innenstadtbereichen ein Glasverbot gelten, es dürfen also keine Glasflaschen mitgebracht werden. Erstmalig wird es an Rosenmontag in einer Zone ein Glasverkaufsverbot geben.

Das Polizeipräsidium Westpfalz in Kaiserslautern teilte mit, bei den anstehenden Fastnachtsumzügen werde die sichtbare Polizeipräsenz erhöht. Beim Umzug im pfälzischen Ramstein werden nach Angaben von Bürgermeister Ralf Hechler (CDU) Zufahrtsstraßen doppelt gesichert, "die Strecke wird abgegittert, traditionell ist auch die amerikanische Seite dabei, mit zusätzlichen Sicherheitskräften." Gut vorbereitet sieht sich auch die Koblenzer Polizei. Konkrete Angaben zu Einsatzkonzepten mache man aber nicht.

Was ist mit den Kosten für die Sicherheit?

Der Mainzer Carneval-Verein (MCV) hält sich bedeckt, konkrete Zahlen zu Kosten und Personal möchte er nicht nennen. Grundsätzlich werde aber mehr Personal bei den Polizei- und Ordnungsbehörden sowie bei dem vom MCV zu tragenden Sicherheitspersonal notwendig, das bringe mehr Kosten, erklärt MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig. Der MCV gehe bei sich von Kostensteigerungen zwischen 10 und 20 Prozent aus. Das sei nur zu leisten, weil die Stadt Mainz die Sicherheitskosten bezuschusse. "Das Thema Sicherheit an Fastnacht ist nach wie vor herausfordernd."

Ramsteins Bürgermeister Hechler betont, Fastnachtsumzüge seien wichtig für Tradition und Brauchtum. "Wir lassen die Vereine hier nicht im Regen stehen." Damit Geld reinkomme, würden unter anderem Plaketten verkauft. "Am Ende schaut der Stadtrat, welche Zuschüsse noch nötig sind. Vieles würde nicht berechnet, etwa das Säubern der Strecke. Ein großer Kostenpunkt seien auch die Rettungskräfte, sagte Hechler. Seine Tante Maria war 1951 übrigens die erste Faschingsprinzessin in Ramstein.

Das rät die Polizei Feiernden

Die Polizei Westpfalz rät den Feiernden, in Gruppen auszugehen und aufeinander zu achten. Getränke sollten im Blick behalten werden. "Wehren Sie sich gegen Belästigungen und unerwünschten Körperkontakt – auch bei Bekannten", schrieb die Polizei. "Seien Sie selbstbewusst. Machen Sie deutlich, dass Sie dieses Verhalten nicht tolerieren."

Wer sich bedroht fühle oder angegriffen werde, solle sich unter der Notrufnummer 110 an die Polizei wenden. "Alkohol ist eine der Hauptursachen für Gewalttaten und Verkehrsunfälle", schrieb sie. Wer Alkohol trinke, sollte daher öffentliche Verkehrsmittel oder Taxis für den Heimweg nutzen - oder einen nüchternen Fahrer aus dem Freundeskreis bestimmen.

Für die Feiernden am Rosenmontag bieten Polizei und Ordnungsamt in Koblenz die sogenannte bunte Anlaufstelle an. "Vor Ort werden die Einsatzkräfte von Polizei, Ordnungsamt, Sanitätsdienst und Jugendamt für Rat und Tat zur Seite stehen." Hier könne etwa herkommen, wer etwas verloren habe, wem es nicht gut gehe oder wer belästigt werde.

Mit welchen Straftaten muss gerechnet werden?

Üblicherweise komme es zu Eigentumsdelikten, erklärt das Präsidium in Mainz - also zu Taschendiebstählen, wobei es Täter vor allem auf Smartphones abgesehen hätten. Auch mit Rohheitsdelikten habe es die Polizei zu tun, sprich Streitigkeiten und Körperverletzungen. Diese hätten meist mit Alkoholkonsum zu tun.

Dennoch hielten sich die Zahlen trotz hoher Narrenzahlen in den vergangenen Jahren einigermaßen in Grenzen. Bei rund 500.000 Besuchern beim Rosenmontagszug und noch mehr Zulauf bei der anschließenden Feierei auf den Straßen wurden 2023 laut der Mainzer Polizei 64 solcher Rohheitsdelikte gezählt, im vergangenen Jahr 47.

Das sollten Feiernde beim Kostüm beachten

Auf verdächtige Kostüme sollten Narren beim Mainzer Rosenmontagszug verzichten. "Kampfuniformen oder Verkleidungen, die Gewalt verherrlichen oder naheliegend einem Terrorregime zugeordnet werden könnten, könnten Einsatzmaßnahmen auslösen", mahnt Roberto. "Selbstverständlich sollte auf Verkleidungen verzichtet werden, die den Verdacht einer geplanten Straftat erregen könnten oder verherrlichen. Das wäre zudem geschmacklos."

Grundsätzlich verboten seien bestimmte Kostüme nicht. Autofahrern allerdings sei das Tragen von Masken nicht erlaubt, "die die Erkennbarkeit beeinträchtigen könnten". Roberto warnt auch vor Schuss- und Stichwaffen, Schwertern und Säbeln, die echten täuschend ähnlich sehen. Die Polizei Westpfalz warnte: "Das Mitführen dieser sogenannten Anscheinswaffen stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und kann ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro nach sich ziehen." -dpa

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